Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren by Sarah N. Harvey

Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren by Sarah N. Harvey

Autor:Sarah N. Harvey [Harvey, Sarah N.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423422079
Google: IT60AQAAQBAJ
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2013-10-23T22:00:00+00:00


Elf

Am Morgen nach der Party schläft Mom erst mal aus. Genauer gesagt, sie bleibt in ihrem Zimmer, einen Eimer neben dem Bett, Vorhänge geschlossen. Ich strecke den Kopf zur Tür hinein, um mich zu verabschieden, bevor ich mich auf den Weg zu Arthur mache, aber sie stöhnt nur und zieht sich das Kissen übers Gesicht. Ihr schwarzes Kleid liegt zerknüllt neben dem schillernden Schal auf dem Boden. Ich frage mich, ob es bei Arthur ähnlich aussehen wird, aber ich glaube nicht, dass er gestern Abend betrunken war. Nur glücklich. Auf dem Nachhauseweg ist er im Wagen eingeschlafen, und ich musste ihn ausziehen, ins Bad dirigieren, ins Bett bringen und zudecken, während Mom sich an den Flügel setzte und dem Chauffeur mit Unterhaltungsmelodien die Zeit vertrieb. Als ich endlich mit Arthur fertig war, sangen sie gerade ein Duett aus »Some Enchanted Evening«.

Ich öffne Arthurs Haustür, da fällt mir als Erstes der Luftzug auf, der aus dem Wohnzimmer kommt. Also, wenn ich eins genau weiß, dann, dass Arthur Zugluft hasst. Da kann es 40 Grad sein und noch so schwül, sobald er nur ein Lüftchen spürt, macht er sich auf die Suche nach der Ursache und beseitigt sie. Er trägt das ganze Jahr über lange Unterhosen. Keinesfalls also wird er die Tür zur Veranda geöffnet haben, um frische Luft ins Haus zu lassen. Während ich losrenne, überlege ich, ob jemand ins Haus eingedrungen sein könnte, und wenn ja, ob das Mac-Book weg ist. Oder der Wagen. Sofort schäme ich mich, weil meine erste Sorge nicht Arthur gegolten hat, der vielleicht gerade auf dem Perserteppich verblutet. Aber dort ist er nicht. Auch nicht in seinem Sessel. Ein Schälchen Eis steht auf dem Schreibtisch und schmilzt langsam vor sich hin, der Fernseher läuft, und die Tür zur Veranda steht offen. Draußen liegt Arthur auf dem Boden, zusammengesackt neben einem umgekippten Stuhl und einem Eimer Wasser. Er hat seinen Bademantel an, die Hand ist krampfhaft um ein feuchtes Tuch geklammert. Er ist weder verprügelt noch ausgeraubt worden, aber statt dass ich erleichtert bin, werde ich wütend. So was kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Mom auch nicht. Er macht was Dummes, und wir müssen es auslöffeln. Wie immer.

Seine Augenlider flattern, als er versucht, den Kopf anzuheben.

»Verdammt noch mal, Arthur, was ist los?«, sage ich. »Bleib liegen. Ich ruf den Notarzt.« Ich krame das Handy aus meinem Rucksack, wähle 9-1-1 und renne gleichzeitig nach einem Kissen und einer Decke ins Haus.

»Worum genau handelt es sich bei dem Notfall?«, fragt die Telefondienstmitarbeiterin von 9-1-1. Tja, worum genau, überlege ich. Es handelt sich um … Was steht zur Wahl? Dummheit, Arroganz, Senilität, Sturheit?

»Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen«, hilft sie nach.

»Krankenwagen. Er ist gestürzt. Mein Großvater. Ich glaube, er ist bei Bewusstsein. Vor einer Minute war er es wenigstens.«

Sie verbindet mich mit jemand anderem, der meinen Namen und die Adresse aufnimmt; danach gehe ich wieder auf die Veranda, schiebe Arthur ein Kissen unter den Kopf und breite die Decke über ihn. Er ist sehr blass, und obwohl mir nicht wirklich



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